Dubuque, IA - Galena, IL
Distanz: 41 Km
Streckenprofil: Hügelig
Wetter: sonnig
Temperatur: 9/23° C
Ruth bietet uns noch eine kleine Stadtführung durch Dubuque an, was wir dankend annehmen. Mit rund 57.000 Einwohnern zählt die älteste Stadt Iowas zu den großen Brocken. Die Gegend um Dubuque wurde seinerzeit von Gletschern verschont, was wir heute an all den Hügeln zu spüren bekommen, welche die eiszeitlichen Gletscher ansonsten abrasiert hätten. Ähnlich dem Dreiländereck Deutschland-Schweiz-Österreich bei Lindau berühren sich in Dubuque drei amerikanische Bundesstaaten: Iowa, Wisconsin und Illinois. Folgerichtig spricht man von der "Tri-State-Area". Mehr Informationen zur Stadt gibts in der englischen Wikipedia oder der offiziellen Homepage von Dubuque.
Nach der Stadtführung gehen wir erst mal Essen und studieren dann die Karten bzw. die Wegbeschreibung des Radführers. Wir müssen entscheiden, ob wir in Iowa bleiben oder über den Mississippi River hinüber nach Illinois fahren. Der Mississippi River Trail verläuft auf beiden Seiten. Hügelig ist es zwar überall, aber in Illinois gibt es mehr "echte" Radwege. Also fällt die Wahl auf Illinois. Die Brücke von Dubuque hinüber ans illinoische Ufer des Mississipi River ist nichts für Leute mit Platz- oder Höhenangst.
Mir gefällt das schwenkbare Eisenbahnteil, das sich um 90° dreht, wenn ein Schiff passieren will. Im Bild schwenkt sie schon wieder zurück, während das Schiff im Hintergrund verschwindet.
Leider müssen wir rund 35 Kilometer überbrücken, die NICHT zum offiziellen Mississippi River Trail gehören. An dieser Stelle möchte ich noch einmal alle potenziellen USA-Radler eindringlich davor warnen, Routen auf eigene Faust zu erstellen! Im Land der dicken Autos und breiten Straßen ist es eine Kunst, fahrradtaugliche Fernrouten zusammenzustellen. Wer sich konsequent an die ausgetüftelten Routenvorschläge hält, hat keine Probleme. Ansonsten wird das Ganze zum russischen Roulette. Die 35 Kilometer, die wir auf eigene Faust überbrücken müssen, sind die reine Hölle.
Ich war ständig am Überlegen, ob wir nicht doch besser schieben sollten. Starker (Schwer-)Verkehr und nach rund 3 Kilometer löste sich der Pannenstreifen in Wohlgefallen auf. Sobald ich im Rückspiegel (ohne den fahre ich keinen Meter) zwei Trucks nebeneinander identifiziert habe, bleibe ich stehen und verkrieche michi in den 40 Zentimeter breiten Staßengraben. Die Laster können in den teilweise unübersichtlichen Kurven weder in der gegebenen Zeit bremsen noch ausweichen. Es ist einfach zu eng.
Und wenn es zwischendurch mal einen schmalen Asphaltstreifen neben den Fahrspuren gibt, dann haben sie genau in die Mitte die Aufwach-Rillen gefräst.
Wer da mit Tempo reingerät, sollte gleich einen Zahnarzttermin vereinbaren und alle Schrauben am Rad prüfen. Manchmal ist rechts von den gefrästen Rillen kein Platz mehr. Dann versuchen wir, zwischen dem weißen Streifen und den Rillen zu bleiben, was bergauf und mit 45 Kilo im Gepäck ein echtes Kunststück ist.
Als wir in Galena ankommen, sind die Rücken- und Nackenmuskeln vor Anspannung beinahe versteinert. So grausam dieses improvisierte Teilstück auch war, so sehr muß ich die Fahrer der Autos und Trucks loben. Nur ein einziger hat uns angehupt (ein Pickup, was sonst), und auch das nur halbherzig. Alle anderen sind - sofern möglich - auf die Überholspur ausgewichen oder haben stark abgebremst, um dann mit dem größtmöglichen Abstand in gemäßtem Tempo an uns vorbei zu fahren.
Als wir in Galena ankommen, ist es schon ziemlich spät. Der Tacho zeigt erst 41 Kilometer an, aber so ist das nun mal, wenn man erst um 13:30 Uhr los fährt. Wir steigen wir im historischen "DeSoto House" ab, das am 08. April 1855 seinen Betrieb als das seinerzeit größte Hotel im Westen aufgenommen hat. Weil die Amerikaner Superlative lieben, es heutzutage aber größere Hotels im Westen gibt, ist das DeSoto House jetzt eben "the oldest operating Hotel in Illinois".
Wir waten knietief in Amerikas Geschichte, als wir die Räder ins Zimmer schieben. Am 23. Juli 1856 sprach Abraham Lincoln vom Balkon des DeSoto House zum Volk, Ulysses Grant nutzte das Hotel als Hauptquartier für sein Projekt "Präsidentschaft" und Gäste wie Theodore Roosevelt und Mark Twain haben hier gewohnt. Man ist stolz auf die wichtige Vergangenheit und hat jedes Zimmer nach einem amerikanischen Präsidenten benannt. Wir wohnen im "Millard Fillmore", von dem ich noch nie irgend etwas gehört habe, der aber ungeachtet meiner Bildungslücke von 1850 bis 1853 Präsident der Vereinigten Staaten war.
Nachdem das nun auch geklärt ist, kann ich beruhigt den Blog für heute beenden, mein Buch zur Hand nehmen, drei Zeilen lesen und dann mit dem Buch im Gesicht einschlafen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen