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26. September

Ripley, TN - Millington, TN

Tages-Km: 58
Gesamt-Km: 2.608
Streckenprofil: wellig
Wetter: bedeckt, leicht bewölkt
Temperatur: 14 / 23° C


Das war die heutige Alternative: entweder bis Memphis Downtown radeln, 169 $ für ein Motelzimmer bezahlen und morgen ab 10:00 Uhr durch die Innenstadt bummeln. ODER vor den Toren von Memphis für 69 $ übernachten, etwas früher aufstehen, nach Memphis Downtown radeln und ab 11:00 Uhr durch die Innenstadt bummeln. Halt, HALT! Jetzt nicht gleich nach „Motels Memphis“ googlen und dann besserwisserisch mit fünf Seiten Papier herumwedeln, auf denen fast alle Treffer günstiger als 169 $ sind. Langsam, Herrschaften, ganz langsam und der Reihe nach…


Highway to Heaven

Als ich gegen 08:30 Uhr gestartet bin, lautete Plan A: „Günstige Bleibe in Memphis“. Um die Strecke ein wenig abzukürzen, bin ich die 58 Kilometer des heutigen Tages ausschließlich den Highway 51 in Richtung Memphis geradelt. Anfangs sah das noch so aus:


Je näher ich Memphis auf jedoch den Pelz gerückt bin, desto dichter wurde der Verkehr. Der Lärm war lästig, aber bei einem drei Meter breiten Pannenstreifen wurde der Highway nie zum Sicherheitsrisiko.



„Don’t stay there, a lot of people get killed there!“

Dieser “Smoke Shop” auf der gegenüberliegenden Straßenseite mit einem qualmenden Etwas davor weckt sofort meine Neugierde. (Das Bild ist mit 12-fach Zoom aufgenommen! Mit dem bloßen Auge konnte ich nur ein qualmendes Ding erkennen).


Was ist ein Smoke Shop? In jedem Fall ein „eye catcher“. Mir gefällt die Idee auf Anhieb. Du sorgst für anständig Qualm vor deinem Laden, die Leute sind neugierig, kommen sofort mit dir ins Gespräch und dann verkaufst Du ihnen Feuerlöscher, Zigaretten, Eis oder was auch immer im Laden herumsteht. Hauptsache, die Leute kommen erst einmal in Scharen herbei und reden mit dir! Gute Idee. (Wer Vorschläge hat, wie sich das für den Verkauf von E-Learning zu Microsoft Office realisieren lässt - her damit! Bei Erfolg ist Provision garantiert.)

Einen vierspurigen Highway mit dem Rad zu überqueren, ist Geduldssache. Aber irgendwann habe ich dann doch eine (Angie herhören) groß genuge Lücke erwischt. Das qualmende Etwas entpuppte sich als ganz normaler Grill, auf dem der Smoke-Shop-Inhaber mit Hilfe von viel Fett Heerscharen von Burgern, Steaks und Würsten für hungrige Vorbeifahrende grillt. Ich BIN hungrig. Wir kommen ins Gespräch und er bietet mir eine große Gratis-Portion „fried chicken“ an. Wie kann ich ihm nur klar machen, dass ich Hähnchen hasse wie die Pest, aber Burgern nach längerem Radeln durchaus zugeneigt bin? Mannhaft gebe ich mich als Vegetarier aus und verzichte bedauernd.

Als der freundliche Grillmeister erfährt, dass ich in Memphis eine günstige Bleibe suche, sagt er entsetzt: „Don’t stay in the north or south of Memphis. A lot of people get killed there. And avoid cheap Motels. They are usually in a bad neighborhood. Not save. Stay downtown, there it is save.” Aha, im Norden und Süden der Stadt bringt man mich um, in den billigen Unterkünften werde ich ausgeraubt und im Stadzentrum bin ich zwar vor den Mördern sicher und in bester Gesellschaft, aber dafür rauben mich die Hotels aus!

Sofort beginne ich, mich davon zu überzeugen, dass es jetzt auf lumpige 338 $ (ich will ZWEI Tage in Memphis verbringen!) mehr oder weniger auch nicht mehr ankommt. Wie oft ist man schließlich schon in Memphis? Und wie will man den Hinterbliebenen erklären, dass der eigene Geiz daran schuld ist, dass jetzt irgend ein Gauner meine Sachen viel zu billig verscherbelt, während ich in der Hölle schon mal die Karten für Radlingrid, Radlpeter und Radlhans mische? Oh Memphis, edle Muße von Blues, Soul und Rock’n Roll, undsoweiterundsofort. Nach zehn Minuten habe ich mir nachgegeben und beschlossen, ein Vermögen für zwei Übernachtungen in Memphis Downtown auszugeben. Erst 45 Meter vor meinem heutigen Domizil habe ich erneut den Plan geändert und dabei viel Geld gespart.


SIR! YESSIR!

Nashville, Tennessee ist die Gürtelschnalle des sogenannten „Bible Belts“. Memphis wäre dann in etwa das erste Gürtelloch. Ich passe hierher wie ein FC-Bayern Fan in die Nordkurve. In dieser Gegend weiß man den zürnenden Gott des Alten Testamentes noch zu schätzen. Hier ist Gott nicht lieb sondern der Drill Sergant aus „Full Metal Jacket“ und die Kirchen sind „Boot Camps“.


In der Pädagogik spräche man hier von „Bedingter Zuwendung“ und ein Soldat würde beim Anblick dieser christlichen Leuchtreklame vermutlich strammstehen und „SIR! YESSIR!“ brüllen. Ich freue mich jetzt schon auf die wirklich harten Sprüche, die mir in Mississippi und Louisiana noch begegnen werden. An einen guten Spruch meiner 2007-er Tour kann ich mich noch erinnern „Dusty bibles lead to dirty lifes!“ SIR YESSIR!

(Videotipp für Hartgesottene: Drill-Sergant aus Full Metal Jacket; englisch, aber das ist Nebensache)

Den ungleich sanfteren Sprößling nimmt man - wie beispielsweise Umweltschützer und Tierversuchsgegner - zähneknirschend in Kauf. Familie kann man sich nun mal nicht aussuchen und manchmal fällt der Apfel eben doch weit vom Stamm.


Man spürt förmlich den hilflosen Trotz, der hinter diesem Postulat vor sich hin zittert. Da lobe ich mir doch den guten alten Anselm von Canterbury, der sich zu seinem ontologischen Gottesbeweis wenigstens noch eine anständige Story ausgedacht hat, die selbst eines Freiherrn von Münchhausen zur Ehre gereicht hätte.


And now for something completely differnt ...

Schwarzer Humor:


Radlhans, Du glaubst es nicht!


In Millington, dem Anzing von Memphis (das sagt jetzt nur den Münchnern was), kam ich am äußerst einladenden „Admirality Suites and Inn“ vorbei. 69 $ statt 169 $ für die Übernachtung. Hm… Von hier bis Memphis Downtown brauche ich … mal sehen … zwei, vielleicht zwei-einhalb Stunden. Soso... und was, wenn ich heute hier… morgen dann ein wenig früher… JA, Genau! So mache ich es.

2 Kommentare:

  1. Hi Barry,

    Just read your comment (from 25th). Nice to hear from you! Yeah, Iowa... too bad we rode only one day through this calm and serene countryside. On the other hand - Iowa is hilly like hell and can be a major pain i.t.a. with a fully loaded shopping cart attached to the rear wheel of your bike.

    Hermann

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  2. He! Gibzdogoaned - aber zum Umhängen a bisserl groß ... vielleicht seitlich an den Anhänger schrauben?

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