Keithsburg, IL - Nauvoo, IL
Distanz: 107 Km
Streckenprofil: flach
Wetter: sonnig / leicht bewölkt
Temperatur: 17 / 28° C
07:30 Uhr. Frühstück beim Wirt mit WLan und fehlendem Passwort (siehe Blogeintrag von gestern). Ich bin der einzige Gast und setze mich nicht an einen Tisch sondern die Theke. Hermann, der Stammgast. Ich verzehre zwei Rühreier mit Toast und einen riesigen Pancake. Bei uns sagt man zwar Pfannkuchen dazu, aber das ist Blödsinn. Wenn zwei Dinge unterschiedliche Konsistenz aufweisen und unterschiedlich schmecken, sind es zwei verschiedene Dinge. Semmelknödel und Kartoffelknödel sind zwar Knödel, aber unterschiedliche Knödel. Basta. Warum ich den Ahornsirup immer noch auf den Pancake gieße und nicht direkt aus der Flasche trinke, ist mir ein Rätsel. Zu alldem gibt’s zwei Halbe Kaffee (seeehr große Tassen jedenfalls). Für dieses fürstliche Frühstück zahle ich 5 Dollar. FÜNF! Das sind 3,43 Euro laut Wechselkurs vom 12. September. Keithsburg 2009 ist München 1964.
Die Wirtin erzählt von 2008, von der großen Flut, die halb Keithsburg überschwemmt hat. (Im gestrigen Blogeintrag habe ich mich um ein Jahr vertan!) Sie drückt mir die Speisekarte in die Hand. In der Mitte ist ein Foto vom Restaurant, dem das Wasser bis zum Hals steht. Aufnahmedatum: 16.06.2008.
Zum Vergleich ein aktuelles Bild:
Jetzt aber los. Dieses Bild sagt fast alles über die heutige Etappe.
Es geht auf langen und ruhigen schnurgeraden Straßen weiter durch beschauliches Farmland mit Feldern von Landkreisgröße.
Heute ist ein Ohrentag: ich höre den Wind in ungefähr 67 Varianten, Grillen (auch die Kettensäger-Fraktion), vereinzelt die Schreie von Habichten und allerlei sonstiges Getier, das ich nicht einordnen kann. Schildkröten waren es jedenfalls keine. Da bin ich mir sicher. Moooo-ment! Hier laufen viele Schildkröten herum und woher soll ich wissen, wie sie klingen, wenn sie immer nichts sagen?
Überfahrene Tiere, sogenannte „Roadkills“, säumen in erschreckender Zahl Straßenrand und -graben. Waschbären (Raccoons) und Stinktiere (Skunks) kann ich gerade noch bestimmen. Damit sind dann aber meine zoologischen Kennnisse erschöpft. Eine Spezies, von der ich gehofft hatte, sie erst in den südlichen Bundesstaaten anzutreffen, hat mich heute ziemlich nervös gemacht: Schlangen. Kaum unterwegs, lag die erste Klapperschlange am Straßenrand. Tot, ja. Aber erstens noch nicht lange (die Aasfresser räumen hier ziemlich schnell ab), zweitens nicht sofort als tot zu erkennen und drittens: DIESE VIECHER SIND RIESIG!
Das Internet weiß zu berichten, dass es in Illinois vier giftige Schlangen gibt: Copperhead, Water Moccasin, auch Cottonmouth genannt, die Timber Rattlesnake, und die Massasauga, auch Swamp Rattler genannt. Gut, alle sind selten, aber sag das mal einer dem Homo Faber oder mir. Nach der Klapper kamen noch sechs andere Schlangen, alle (vermutlich) tot. Man sieht die Tiere ja oft erst in dem Augenblick, in dem man mit 20 Zentimeter Abstand an ihnen vorbei zischt. Zischt… Jessas. Ab morgen fahre ich auf dem Mittelstreifen und ende als Roadkill neben... Nein!
Apropos, in Oquawka gibt es eine besondere Attraktion: das Grab von Norma Jean:
Insider lächeln jetzt, weil sie wissen, dass das der bürgerliche Name von Marilyn Monroe war. Aber nur die wirklichen Insider wissen auch, dass ein Buchstabe fehlt. Norma Jeane war Marilyn, Norma Jean dagegen ein Elephant. Diesen Hinweis habe ich im Bild natürlich weggeschnitten. Das ist der Grabstein von Norma:
Wäre die Geschichte nicht so tragisch, man könnte lachen. Am 17. Juli 1972 schlägt in Oquawka ein gewaltiger Blitz in den großen Baum mitten auf dem Dorfplatz ein. Dem Baum fehlt nichts, aber die 30-jährige Norma fällt tot um. Sie war am Baum angekettet. Mehr aus praktischen Erwägungen heraus denn aufgrund touristischer Ambitionen hat man die tonnenschwere Dame an Ort und Stelle begraben und Oquawka damit unfreiwillig um eine Attraktion bereichert. Also dann: Goodbye, Norma Jean.
Wer mehr über die schwere Dame wissen will, klicke hier. Wer eine kurze Video-Hommage an die andere und viel berühmtere Norma sehen und dazu die alte Schnulze von Elton John hören will, der klicke hier.
1. Das Rad ist nicht rot.
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