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14. August

Crow Wing Lake - Brainerd - Little Falls


Das ist er, der Anhänger. Ein B.O.B. Trailer vom Typ„YAK“. B.O.B. steht übrigens für „Beast Of Burden“. Ein Lastesel also.


Für etwas weniger Geld hätte ich mir bestimmt einen schönen Einkaufswagen von ALDI (den gibt’s auch in Minnesota!) ans Rad montieren können. Nun ja. Jetzt bin ich eben ein 3-Achser und kann das Rad nicht mehr rückwärts einparken oder über ein Hindernis heben. Das Fahrgefühl liegt irgendwo zwischen Güterzug und Hochseetanker. Solange es flach und geradeaus dahin geht – kein Problem. Abrupte Bremsmanöver, plötzliche Kurswechsel oder Steigungen stehen auf einem völlig anderen Blatt. Ahoi.

Bei brütender Hitze, maximaler Luftfeuchtigkeit und ekligem (aber kühlendem) Gegenwind kriechen wir 73 Kilometer nach Süden (40 davon entfallen auf das Abholen des Anhängers in Brainerd), wo wir am frühen Abend hungrig, durstig und ziemlich erledigt in Little Falls schnurstacks auf das Super 8 Motel zusteuern. Die 10 Kilometer zum Charles Lindbergh State Park erscheinen uns nach dieser Hitzeschlacht viel zu lange und die Aussicht auf ein Zelt ohne Klimaanlage ist bei diesen Temperaturen und einer derartigen Luftfeuchtigkeit auch kein großer Anreiz.

Super 8 ist ausgebucht. Macht nichts, hier gibt’s viele Motels. AmerickInn zum Beispiel. Hm.., Auch ausgebucht. Nächster Versuch im Country Inn. Wieder ausgebucht! Ausgebucht? In Little Falls alles ausgebucht? Wir sprechen hier nicht unbedingt von einer Metropole. Nach ein paar weiteren Versuchen gebe ich auf. In Little Falls gibt es heute kein Zimmer. Und warum? Wie wir von Lois (weiblicher Vorname, nicht zu verwechseln mit der bayerischen Kurzform für Alois!) einer „Walgreen“-Angestellten erfahren, findet an diesem Wochenende in Brainerd ein großes NASCAR-Rennen statt. Aus allen Teilen der USA reisen die Motorsportfreunde an, um sich bei Cola, Pommes und Burger im Lärm der Boliden zu sielen und zu aalen. Im Umkreis von 60 Meilen sind alle Motels ausgebucht. Wunderbar!

Also doch Charles Lindbergh State Park samt Hitze, Mücken, Mücken, Hitze, Mücken, hohe Luftfeuchtigkeit, Mücken und Hitze. Wir müssen offenbar ziemlich mitleiderregend dreingeschaut haben. Jedenfalls lädt uns Lois spontan zu sich nach Hause ein: „You can sleep at my place. I have a spare bedroom for you.“

Rätsel des Tages: Wie lange muß sich in Deutschland ein Paar mit zwei Fahrrädern und traurigen Gesichtern neben einen Aldi, Netto oder Lidl stellen, bis man von einer Angestellten eingeladen wird, bei ihr zu übernachten? Das fasziniert mich so an den Amerikanern. Die allermeisten von ihnen sind überaus freundlich und kontaktfreudig. Das typisch deutsche Geschwätz von der "Oberflächlichkeit der Amerikaner" kann ich nicht mehr hören. Wenn ich vor einem Supermarkt mit einem Passanten ein paar Worte wechsle, bin ich nicht auf der Suche nach einem Freund für's Leben. Mir ist unverbindliche Freundlichkeit tausendmal lieber als verbindliche Unfreundlichkeit. Nur hartgesottene Deutsche schaffen es, in den USA unter sich bleiben.


Wir sitzen noch eine Weile in Lois' Garten und ratschen. Dann laden wir sie zum Dinner ein und erleben einen ausgesprochen schönen Ausklang eines extrem heißen und anstrengenden Tages.

1 Kommentar:

  1. Ich kann nicht nachvollziehen, was Dir an dem oberen Bild und 3 x Mücken und Schwitz gefällt..

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