Paul Bunyan Trail: Teil 3 (Backus, MN - Brainerd, MN)
Die heutigen 72 Kilometer waren erneut das pure Vergnügen, einmal abgesehen von Insektenplagen, Hungersnöten, Durstattacken und Beinahe-Hitzschläge. Ein ganz normaler Radeltag also. Für einen (asphaltierten) amerikanischen Radweg ist der Paul Bunyan Trail mit seinen 160 Kilometern so lange wie die chinesische Mauer. Für den verwöhnten Mitteleuropäer ein netter Apperitiv zum Auftakt einer ausgedehnten Tour. Die letzten Tropfen dieses Apperitivs haben wir heute genussvoll geschlürft und sehen nun gespannt dem Hauptgang entgegen. Ab morgen sind wir fast nur noch auf erwachsenen Autostraßen unterwegs.
Weil die ersten Interessierten bereits fragen, was da alles auf meinem Rad montiert ist, gehe ich kurz auf diese Fragen ein:
- Rückspiegel, meiner Meinung nach unverzichtbar
- zusätzliche Bremsgriffe am Oberrohr
- (verdeckt, aber vorhanden) eines von 4 Stativen für Video- und Fotokamera
- Tacho aus Nostalgiegründen, der wegen 5. jedoch überflüssig geworden ist
- GPS, dem ich in monatelanger Kleinarbeit mit digitalen Hipp-Löffeln die komplette Tour eingefüttert habe
- Ups, Nummer 6 ich in der Eile versehentlich übersprungen
- Fototasche (mit Fotoapparat), am Lowrider festgezurrt
- Werkzeugtasche, gefüllt mit Videoausrüstung und Snickers, die in der Hitze weich werden und einen eigenwilligen haptischen Kontrast zum Camcorder bilden
Insgesamt bin ich mit rund 40 Kilogramm Gepäck unterwegs, das ich nach dem ersten Drittel der Tour auf 30 Kilo reduzieren werde.
So, jetzt aber zu den Ereignissen des Tages. Zunächst dieses Schild, das angesichts der Temperaturen von um die 30 Grad ein wenig seltsam anmutet. Andererseits macht es eindrucksvoll deutlich, dass der Winter hier 6 bis 7 Monate, der Sommer aber nur 2 Monate Sommer dauert. Ein Schneemobil hat hier fast jeder, ein Rad nur wenige. Einer von vielen Amerikanern, die uns mit einer Mischung aus Entsetzen, Mitleid und Bewunderung täglich ansprechen, erzählte uns, dass er zwar ein Fahrrad besäße und auch vor kurzem mal wieder einen Feldversuch unternommen habe. Allerdings wäre er so unsicher unterwegs gewesen, dass er das Radeln aus Gesundheitsgründen lieber wieder aufgegeben hat. Logik ist zwar nicht dehnbar, aber demütig. Apropos Demut. Diese Baptisten haben entweder die Event-Kirche erfunden oder kein Geld mehr.
Jedenfalls steht das Gotteshaus, wie es sich gehört, zwar über den irdischen Nachbarhäusern, aber für die Erhebung sind Paletten verantwortlich, auf denen die Event-Kirche mehr oder weniger stabil ruht. Ich stelle mir vor, wie am Sonntag die Herde der Gläubigen antrabt und sich dann schwungvoll die gut ein-einhalb Meter hochwuchtet, während das Gebäude schwankt wie ein Gummiboot im Sturm. Aber was Kirchen betrifft, so werde ich in den Südstaaten bestimmt noch einiges zu diesem Thema zu erzählen haben. Geduld.
Abschließend das Rätsel des Tages. Eine leere Straße in einem leeren Ort. Nun ja, nicht alles ist leer. Ganz hinten (rechts) sind doch eindeutig Autos zu erkennen, die vor einem Gebäude parken, richtig? Was mag das für ein Gebäude sein? Vielleicht die richtige Kirche, in der sich die Schäfchen versammelt haben, um dem Herrn zu huldigen?
Hallo Hermann,
AntwortenLöschenwir sind gespannt auf die nächsten Veröffentlichungen und absolut regelmäßige Leser Deines Blogs
Grüße aus Baienfurt (Western Germany)
Katja u. Reinhard
..auch noch dabei..
AntwortenLöschenTipp zur Anreise zum Itaska State Park:
AntwortenLöschenGoogel Maps Minneapolis International Airport und Itaska eingeben und auf das RAD (ja!!!!) Symbol clicken (gibt es nur bei googel Routen fuer USA..) und den laengeren Weg ueber den ca 87 meilen langen Lake Wobegon bike Trail waehlen (danach viele County - Gravel Roads - kein Problem nur etwas langsamer ABER kaum Verkehr!!!