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15. Oktober

Ein Tag in New Orleans

Rückblick:
  • 23. August 2005: In den südöstlichen Bahamas bildet sich ein bedrohliches Sturmtief, das man „Katrina“ tauft und das sich zu einer der fürchterlichsten Naturkatastrophen in der Geschichte der USA entwickeln sollte.
  • 28. August 2005: Katrina wird am Morgen als Hurricane der Stufe 5 klassifiziert. Um 13:00 Uhr erreicht der Wirbelstum seine maximale Stärke. Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 280 km/h und Sturmböen von bis zu 344 km/h gilt Katrina zu diesem Zeitpunkt als einer der schwersten gemessenen Stürme im Golf von Mexiko.
  • 29. August 2005: Eine bereits etwas geschwächte Katrina trifft mit Windgeschwindigkeiten von 205 Km/h auf das rund 70 Kilometer südlich von New Orleans gelegene „Buras Triumph“ - durch das ich morgen radeln werde.

Katrina spült Schiffe an Land...

Quelle: Wikipedia

... und ertränkt New Orleans, das zu 80% unterhalb des Meeresspiegels liegt.

Quelle: Wikipedia

Tausende sterben, Millionen fliehen, das Ausmaß der Schäden ist unvorstellbar.

Quelle: Wikipedia

In den letzten Tagen vor der Katastrophe haben bis zu 1,3 Millionen Menschen das Gebiet rund um New Orleans verlassen. Manche fliehen bis nach Texas und viele von ihnen verlieren alles, was Sie besitzen und werden nie wieder nach New Orleans zurück kehren. Wer die Stadt nicht rechtzeitig verlassen konnte, sollte sich in den „Superdome“ begeben, das berühmte Football-Station im Herzen von New Orleans. Bis zu 60.000 Menschen flüchten sich dorthin. Aber Katrina beschädigt das Stadion so schwer, dass auch der Superdome evakuiert werden muß.

Quelle: Wikipedia

Das Chaos bricht los. Mülltonnen rund um den Superdome werden in Brand gesetzt, Rettungsmannschaften werden von Plünderern angegriffen, die Evakuierung mit Schulbussen wird von den Behörden gestoppt, nachdem das Flüchtlingslager in Huston innerhalb kürzester Zeit überfüllt ist. Wartende Busse versinken ungenutzt in den Fluten. Krankenhäuser werden von Plünderern besetzt, Vergewaltigung und Mord ist an der Tagesordnung. Man versucht verzweifelt, der überhand nehmenden Gesetzlosigkeit Herr zu werden. Am 1. September wird das Kriegsrecht über New Orleans verhängt.

Die Stadt ist über Nacht zu José Saramagos „Stadt der Blinden“ geworden. Lange bevor ich von diesem Roman wußte, habe ich mir ausgemalt, was passieren würde, wenn es weltweit für 60 Minuten keinerlei Polizei gäbe, wenn jeder Mensch auf diesem Planeten wüßte, dass er eine Stunde lang tun kann, was er will, ohne dass er irgendwelche Konsequenzen zu fürchten hätte. Wie dünn ist die Schicht der Zivilisation, wie porös die Moral? Ich glaube, dass 1 Stunde reicht, um die Menschheit um 100.000 Jahre zurückzuwerfen und der Zivilisation global das Rückgrat zu brechen.

Katrina bricht jedenfalls New Orleans das Rückgrat. Als ich im Frühjahr 2007 auf meiner Pazifik-Atlantik Tour zum ersten Mal in New Orleans bin, liegt die Stadt noch im Koma. Viele Häuser und Geschäfte stehen leer, zerstörte und unbewohnbare Häuser allüberall. Ich erinnere mich noch an ein Restaurant mit verschlossenen Türen, durch dessen schmierige Fenster man den Staub zentimeterhoch auf den Tischen und Stühlen liegen sah - und die handgeschriebene Tafel mit den „Today's Specials / Aug 28th“.

Ich wandere an meinem heutigen Pausentag nicht in Sack und Asche durch die kranke Metropole und geißle mich auch nicht alle 7 Minuten mit einer 9-schwänzigen Katze, damit ich ja nicht Gefahr laufe, das Leben zu genießen, wo es doch soviel Leid auf dieser Welt gibt. Das überlasse ich den professionellen Leidern. Aber ich will mir der jüngeren Geschichte der Stadt bewußt sein und nicht so tun, als wäre die „Bourbon Street“ alles, was New Orleans zu erzählen hat.

Mein Tagesprogramm:

Ich laufe die „Canal Street“ entlang bis zum Mississippi River, drehe eine Runde auf dem „River Walk“ am Ufer des Mississippi River bis zum weltberühmten „Cafe Du Monde“ und schlendere dann kreuz und quer durch das „French Quarter“. Es folgen kommentarlos meine Eindrücke:
















Morgen früh mache ich mich auf den Weg ans „Ende der Welt“.

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