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06. Oktober

Vicksburg, MS - Port Gibson, MS

Tages-Km: 70,5
Gesamt-Km: 3.271
Streckenprofil: hügelig, wellig
Wetter: Waschküche, bewölkt, heiter bis bewölkt, Gewitter
Temperatur: 24 / 29°C



Pfützen pflastern seinen Weg

Drei Sekunden auf dem Rad und ich schwitze aus allen Poren. 26 Grad Celsius um 08:16. Die dichten Wolken hängen tief und die Luftfeuchtigkeit passt zu Atlantis aber nicht in die Welt der Sterblichen. Die ersten 35 Kilometer fahre ich staunend durch eine dunstige und hügelige Open Air Sauna.


Die feuchte und heiße Morgenluft ist ein nicht enden wollender Aufguß. Der hier zur Debatte stehende Saunierende strampelt viel bergauf und ist von Kopf bis Fuß bekleidet! Radhose und Trikot dienen allerdings ausschließlich dem Zweck, mich vor Strafverfolgung wegen unzüchtigen Verhaltens zu schützen. Wie übergroße Fango-Waschlappen kleben sie an mir. Ich klage übrigens in keinster Weise, ich bin einfach nur begeistert, weil es so verrückt, so absolut nicht deutsch ist. Über Regen würde ich jammern, klar, denn da wäre ich ja nass.


Die Vegetation ist überwältigend grün und unersättlich. Ich radle durch ein tropisches Märchenland.


Der "Big Black River" ist überraschenderweise braun. Muddy waters...



Auf dem Pfad der Bisons


Nach 35 Kilometern erreiche ich den „Natchez Trace Parkway“, dem ich die nächsten 120 Kilometer folgen werde.


Die eigentlichen Entdecker dieses 700 Kilometer langen Weges von Tennessee nach Mississippi waren die Bisons, die zwischen dem salzhaltigen Boden des Cumberland Plateaus (Appalachen) und den saftigen Wiesen Zentral- und Westmississippis hin und her gewandert sind ( salt-lick-to-grazing pasture migratory route). Wo Bisons sind, können Jäger nicht weit sein. Zuerst waren es Indianer, später weiße Bisonjäger, die zusammen mit den Bisons hier unterwegs waren.

Später, als die Bisons ausgerottet und der Mississippi River zum Transportweg für Waren geworden war, stellte der Natchez Trace den direkten und kürzeste Rückweg für alle dar, die per Boot ihre Waren nach New Orleans gebracht hatten und nun wieder zurück nach Zentralmississippi oder Tennessee wollten. Hier eine der unveränderten Originalpassagen.

Quelle: http://www.nps.gov/natr/stories.htm

Warum nicht zurück mit dem Boot? Flußaufwärts - keine Chance. Also erst die Ware, dann das Boot verkaufen und zu Fuß oder per Pferd auf dem Natchez Trace zurück nach Hause. Heute sieht der Pfad der Bisons bis auf die wenigen Überreste des originalen Weges ein wenig anders aus:


ABER! Trucks und Lieferwägen sind verboten: "No commercial traffic!" lautet die strenge Regel. Wer dagegen verstößt, zahlt hohe Strafen. Ergo ist der Trace kaum befahren und somit ein 700 Kilometer langes Paradies für Radfahrer.

Butch Stohr, ein Radler aus Iowa, den ich in Hannibal, Missouri kennengelernt habe und der eine andere Route als ich fährt, legt fast 400 Kilometer auf dem Natchez Trace zurück. Wir sind per E-Mail noch immer in Kontakt. Da ich ihm ein paar hundert Kilometer voraus bin, kann ich ihm einen guten Übernachtungstipp in Port Gibson geben: „Oak Square Bed & Breakfast“, in dem ich jetzt sitze und diese Zeilen tippe. Ich bin endgültig im Herz der Südstaaten angekommen.

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