Das Buch zur Tour (ANKLICKEN)

09. Oktober - Pausentag

Sturm in New Roads



Da ist es endlich, das lange angekündigte Unwetter. Während ich im McDonald’s sitze, um den Blogeintrag für den 08. Oktober hochzuladen, geht draussen die Post ab. Und wie! In Sekunden steht die Welt unter Wasser, Mülltonnen rollen in tiefen Pfützen umher, Autos bleiben orientierungslos bei Grün an der Ampel stehen, Einkaufstüten fliegen durch die Gegend wie Laub. Ich beglückwünsche mich mehrfach offiziell und von ganzem Herzen zu meiner frühmorgendlichen. Am liebsten würde ich jetzt aufstehen und mich vor mir verbeugen, aber das wäre mir dann doch zu riskant. Wenn das den beiden Cops von gestern zu Ohren kommt, lande ich doch noch in Nevada in der Klapsmühle.

Mit Hilfe von 4 Litern Kaffee sitze ich den Weltuntergang in aller Ruhe aus und studiere dabei mit dem Auge eines Insektenforschers die männliche Dorfjugend bei der Entfaltung ihrer Persönlichkeit. Fazit - alles wie bei uns: Selbstvertrauen umgekehrt proportional zur Hosengröße, Lautstärke der Konversation umgekehrt proportional zur Entfernung des Gesprächspartners. Fehlt ein Anbrüllpartner, müssen Handy, iPod und ein Gameboy (oder etwas ähnliches; ich bin längst zu alt für die moderne Unterhaltungselektronik) gleichzeitig den Abgrund zwischen ICH und BIN überbrücken. Mehrkanalbeschallung! Sicher ist sicher und viel hilft viel. Stille ist der Tod, wehret den Anfängen! Wer nicht unentwegt von irgendwas oder irgendwem irgendwie oder so keine Ahnung halt ey unterhalten wird, säuft in Sekunden ab wie ein Nichtschwimmer im Wildwasser. (Oli wird jetzt wieder rundum grinsen, gell?)

Hätte man das intravenöse Buch schon erfunden, würde ich jedem unter 18 das Gesamtwerk von Michael Ende spritzen und anschließend eine Lernzielkontrolle durchziehen, die sich gewaschen hat! „Wer ist Frau Waas?“, „Wie lange dauert die Unendliche Geschichte …“, „Was stehlen die Zeitdiebe?“

Nachdem sich die Natur irgendwann einmal doch fürs erste ausgetobt hat und eine kurze Verschnaufpause einlegt, schlendere ich zurück zum TexMex Restaurant neben dem Motel und genieße mein erstes „Cajun Food“ zusammen mit drei Spielzeugflaschen „Miller Light, einem waschechten Near Beer (siehe Blog v. 13. September). Die Fläschchen sind süüüß! Ich wußte gar nicht, dass man in Louisiana Bier schluckweise abfüllt.

Nach über zwei Monaten das erste richtige Essen! Nudeln, die NICHT verkocht sind, eine Sauce, deren Zweck nicht darin allein darin besteht, den Leerraum zwischen den Nudeln zu füllen, immer noch eine Sauce, die Gewürze nicht nur vom Hören sagen kennt, dazu knuspriges Knoblauchbaguette, FRISCHER Salat und ein Dressing, das beinahe echt schmeckt. Was will man mehr? Größere Bierflaschen vielleicht, aber ich will nicht kleinlich werden. Vermutlich werde ich auf den letzten 350 Kilometern jedes Kilo wieder zunehmen, das ich dem Radelgott auf den ersten 3.450 geopfert habe.

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