Der MRT ist Amerikas jüngste Cross-Country Rad-Fernreise-Route. Sie folgt dem 3.778 Kilometer langen Mississipi vom Lake Itasca nahe der kanadischen Grenze bis hinunter nach Louisiana, wo sich das gewaltige Mississippi Delta südlich von New Orleans in den Golf von Mexico ergießt. Vom nördlichen Minnesota geht es Richtung Süden durch die Bundesstaaten Wisconsin, Iowa, Illinois, Missouri, Kentucky, Arkansas, Tennessee, Mississippi und schließlich Louisiana. Durch Städte wie Minneapolis, St. Louis, Memphis und New Orleans verläuft die Radroute mitten durch das Herz der USA.
Vom 4. August bis zum 16. Oktober 2009 war ich unterwegs und habe während der Tour diesen Blog erstellt. Die Videoclips sind ebenfalls während der Reise entstanden.
Kulturschock USA
„Ist das nicht ein furchtbarer Kulturschock?“ fragen mich viele Deutsche, sobald sie hören, dass ich als monatelang kreuz und quer durch die USA radle. Der Kulturschock ist in der Tat gewaltig und könnte zartere Naturen als mich in die Hände eines Therapeuten treiben. In den USA ist alles anders. Als Deutscher ist man hier verloren. Ein paar Beispiele:
- Wildfremde Menschen grüßen oder lächeln zurück, wenn man sie grüßt oder anlächelt. Ich kann Zeugen nennen.
- Jugendliche (!) grüßen oder halten einem die Türe auf. Ich weiß, das klingt völlig absurd, aber glauben Sie mir - es ist die schockierende Wahrheit.
- In Restaurants hat man das Gefühl, willkommen zu sein. Das allein wäre ja schon schlimm genug, aber sie setzen noch eins drauf, in dem sie den Gast unverzüglich, freundlich, aufmerksam und professionell bedienen. In München - home sweet home - gilt ein Ober bereits dann als zuvorkommend, wenn er NICHT handgreiflich wird. Und jetzt kommt der absolute Hammer: wer in einem amerikanischen Restaurant zahlen will - zahlt. Jetzt, hier, sofort. Wirklich! Der Gast braucht keinerlei militärische Grundausbildung, um der Bedienung habhaft zu werden, die dann aus unerfindlichen Gründen immer noch fünf Minuten braucht, um an der Kasse die ENTER-Taste zu drücken.
- In Kaufhäusern begrüßen einen die Angestellten freundlich und unterbrechen ohne massive Intervention seitens des Kunden ihre Privatgespräche augenblicklich, sobald sich ein Kunde nähert. Da bleibt einem doch die Spucke weg, oder? Was erlauben die sich!
- In Supermärkten sind die Angestellten erstens präsent und zweitens zuständig. Auf Fragen „Wo finde ich bitte ...“ ertönt kein unwilliges Genuschel kombiniert mit einer Geste, die irgendwo links, rechts, oben, vielleicht aber auch unten oder 'weiß ich doch nicht' bedeuten könnte, sondern: „I show you. Follow me please.“ Alsdann geleitet einen der oder die Angestellte zum Objekt der Begierde und fragt abschließend, ob man sonst noch etwas für den Kunden tun könne. Das tut weh! Um dem ganzen die Krone aufzusetzen, wird man an der Kasse mit einem Lächeln und den Worten verabschiedet: „Have a nice day.“
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Viel Spaß beim Lesen und Gucken
Hermann Plasa